"Am Aschermittwoch ist alles vorbei..."
Die Karnevalszeit in Naumburg ist für viele die intensivste Zeit des ganzen Jahres. Natürlich gibt es genug Menschen, die nichts mit Karneval zu haben und nicht zutun haben wollen. Aber Karneval präsentiert sich, ist sichtbar, zum Beispiel in der festlichen Kleidung des Elfer-Rates, mit den Tanz-Mädels, Narren, Prinzen und Prinzessinnen. Fehlen darf auch die Karnevalsmusik nicht und der Ruf: "Hahl Dunne!" Es gibt viele Veranstaltungen: für Kinder, Frauen, älteren und jüngeren Menschen. Die Krone von allem ist ja der Rosenmontag mit dem Umzug. Viele Menschen, die sich für diesen Tag, für diese Veranstaltung vorbereiten. Und das ist nicht einfach, einen Wagen zu bauen! Zur Vorbereitung gehört auch, dabei eine Botschaft zu übermitteln: Politik, Weltfrieden, Umweltschutz, aber auch Angelegenheiten, die unser Zusammenleben vor Ort betreffen. Und dann diese Tausenden (!) von Zuschauern, die begeisternd jubeln.
Man beobachtet auch Jugendliche, fast noch Kinder, die immer lustiger und lauter werden. Die nicht mehr richtig sehen und sich orientieren können, so dass sie die bereitgestellten Dixi-Klos nicht mehr finden können, stattdessen an der Kirchenmauer ihre natürliche Bedürfnisse befriedigen. Und natürlich macht das alles auch müde. Gut, dass es Freunde gibt, auf die man sich stützen kann und die die Kameraden und Kameradinnen nach Hause, ins gemütliche warme Bett transportieren.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Bei dem Geburtstag von Frau Sohl, haben wir am Aschermittwoch über die kommende Fastenzeit und was alles dazu gehört, gesprochen.
Und gestern, am Sonntag Invocavit, haben wir mit einem festlichen Abendmahlsgottesdienst die Passionszeit, die 40 Tage dauern soll, eingeläutet. Pfarrer Michael Heckmann hat mit den Konfirmanden über die Gnade Gottes gesprochen, die wir ergreifen sollen für unser Leben, das ja oft wie ein Regenbogen aussieht: eine Mischung aus Sonne und Regen.
Wie vielen Menschen das bewusst ist, auch unseren christlichen Brüdern und Schwestern, dass eine andere Zeit begonnen hat? Eine Zeit, in der man sich bewusst den Themen stellt, über die man sonst nicht so gerne nachdenken möchte? So, wie Karneval in unserer Stadt oder in unserem Dorf sichtbar und präsent war, sind wir in der Kirche leider nicht. Trotzdem freuten wir uns über unsere Kerngemeinde, über das kräftige Singen und die starken Gebete, über das gemeinsame Abendmahl als Stärkung auf dem Weg in die Passion. In dem allen liegt unsere Kraft für unser alltägliches Leben. Aber nicht nur an uns selber sollen wir denken: Die Sendungsworte des Gottesdienstes nach dem Segen waren: "Und vergesst die Bedürftigen nicht". Und so gingen wir gestärkt aus einem festlichen Gottesdienst, in das Leben, das so oft wie ein Regenbogen ist, in dem Freude und Leid nahe beieinander oder sogar ineinander liegen. Die Passionszeit, die mit dem Sonntag Invocavit begonnen hat, will uns daran erinnern und uns darin begleiten.